Die Vertriebenen aus Afrîn in Shehba zwischen einem Felsen und einem unwirtlichen Ort

aus: Shehba

an: SOS Afrîn

Datum: 10. November 2019

 

Eine Feldstudie betreffend die Misere der Afrîn-Vertriebenen in den kriegszerstörten Gebieten von Shehba nördlich von Aleppo, Syrien.

Inhalt:

1 Internationales Recht betreffend willkürliche Vertreibung und die Rechte von Inlandsvertriebenen

2 Warum und wie die Menschen aus Afrîn aus ihrer Heimatregion geflohen sind

3 Die Regionen und hauptsächliche Ortschaften des Shehba-Gebietes und die Inlandsvertriebenen aus Afrîn

4 Die Errichtung von Flüchtlingscamps in Shehba

5 Besonders gefährdete Afrîn-Vertriebene und der Winter

6 Winterbezogene Erkrankungen in der  kriegszerstörten Region Shehba

7 Die Vorbereitungen des Kurdischen Roten Halbmonds auf den Winter

8 Notwendige Ausrüstung und Unterstützung

9 Wege der Umsetzung der Spendenmittel zur Unterstützung der Vertriebenen in Shehba.

 

1. Einführung: Internationales Recht über willkürliche Vertreibung und die Rechte von Inlandsflüchtlingen (IDPs)

Wie alle Menschen haben Inlandsflüchtlinge Menschenrechte, die durch internationales Recht (Menschenrechtskonventionen)  festgeschrieben sind und durch Gewohnheitsrecht. Während bewaffneter Konflikte besitzen sie dieselben Rechte wie andere Zivilisten auch, nämlich Schutzrechte durch internationales humanitäres Recht. Die Grundprinzipien für Inlandsvertriebene wurden 1998 festgelegt, sie bestätigen und ergänzen existierende internationale Menschenrechte und internationales Recht / Menschenrechtsstandards in Bezug auf  Inlandsflüchtlinge.

Die Grundprinzipien halten fest, dass willkürliche Vertreibungen überhaupt grundsätzlich verboten sind (Prinzipien 5-7). Wenn Personen vertrieben wurden, behalten sie weitgehende ökonomische, soziale, kulturelle, zivile und politische Rechte einschließlich des Rechts auf grundlegende humanitäre Unterstützung (wie Nahrung, Medizin, Obdach), das Recht auf Schutz vor physischer Gewalt, das Recht auf Bildung, auf Bewegungsfreiheit und Niederlassung , politische Rechte sowie das Recht auf Teilnahme in öffentlichen Angelegenheiten und das Recht auf Teilnahme an wirtschaftlichen Aktivitäten (Prinzipien 10-23).

Vertriebene Personen haben auch das Recht auf Unterstützung von kompetenten Behörden bei freiwilliger, würdevoller und sicherer Rückkehr, Neuansiedlung (resettlement) oder lokaler Integration einschließlich des Rechts auf Hilfe zur Wiederherstellung verlorenen Besitzes und Eigentums. Wenn eine Wiedererlangung nicht möglich ist, fordern die Leitprinzipien eine Kompensation oder eine Reparation (Prinzipien 28-30). Die Genfer Konvention von 1951, das hauptsächliche internationale Instrument des Flüchtlingsrechts, geht nicht spezifisch auf die Lage von Zivilisten ein, die vor (kriegerischen / Anmerkung des  Übersetzers) Konflikten fliehen, obwohl in den letzten Jahren große Fluchtbewegungen aus Bürgerkriegen, ethnischer, tribalistischer und religiöser Gewalt resultierten. Jedenfalls anerkennt der UNHCR, dass Personen, die vor solchen Konfliktbedingungen fliehen und deren Staat nicht willens oder nicht in der Lage ist, sie zu schützen, als Flüchtlinge anerkannt werden sollten. Regionale Instrumente wie die Afrikanische OAU-Konvention und die Cartagena-Deklaration in Lateinamerika unterstützen diese Sichtweise.

 

2. Warum und wie flohen die Menschen aus Afrîn aus ihrer angestammten Heimat?

Türkische Invasion Afrîns vom 20. Januar 2018.

Ein isoliertes Gebiet des Friedens und der Ruhe im Syrischen Bürgerkrieg, berühmt für die Schönheit seiner Berge, Pinienwälder und Olivenhaine, hatte sich die Bevölkerung Afrîns während des Syrischen Konflikts fast verdoppelt, als Hunderttausende zumeist arabische Flüchtlinge gekommen waren auf der Suche nach  Zuflucht bei der einheimischen, zum weitaus überwiegenden Teil kurdischen Bevölkerung.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor angekündigt: „Wir beabsichtigen, Afrîn an seine rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben“ – in einer kaum verschleierten Warnung, die Region von ihren kurdischen Einwohnern „ethnisch zu säubern“.

Der Angriff und die Einnahme der kurdischen Stadt wurden durchgeführt während der ohrenbetäubenden Stille und dem Desinteresse der internationalen Gemeinschaft, insbesondere Europas und der NATO, unter der Führung der USA.

Nach fast zwei Monaten brutaler Bombardierung und undifferenzierten Beschusses und als die Invasoren nur noch einen Steinwurf weit von Afrîn-Stadt entfernt waren, flohen unbewaffnete Zivilisten um Haaresbreite in einem Exodus auf einer gefährlichen Serpentinenstraße bergan zum Jabal-Ahlam-Berg, 15 km südlich der Stadt Afrîn, unter dem Feuer türkischer Granaten und Bomben.

Eine ganze (gesamte? / nicht alle kamen noch raus, Anmerkung des Übersetzers) Bevölkerung, einschließlich der meisten Dörfler vom Lande, floh vor ethnischer Säuberung und Völkermord in die Shehbaregion, in Gebiete östlich des Euphrat oder in Gebiete unter der Kontrolle der Syrischen Regierung , wobei sie ihre  Häuser, ihre landwirtschaftlichen Betriebe, ihre Geschäfte, ihr Eigentum, ihre Pflanzen und ihre Ausrüstung den Plünderern hinterließen. Am 18. März 2018 berichteten einige Medienausgaben live aus der Innenstadt Afrîns, wie türkeitreue Vandalen mit einer Orgie von Brandschatzung, Vergewaltigung und Plünderung begannen. Im Handumdrehen waren die Folgen von Erdogans Krieg gegen Afrîn: Dörfer lagen in Trümmern und das Leben von Zivilisten war zerstört.

Tausende von  Männern, Frauen und Kindern waren tot oder schwer verletzt. Die Überlebenden waren Gewalt, Demütigungen, sexueller Belästigung oder außergerichtlichen Hinrichtungen ausgesetzt, wegen ihrer Volkszugehörigkeit oder ihrer Religion. Darüber hinaus wurden Häuser von Zivilisten durch türkeitreue Djihadisten beschlagnahmt, Bauernhöfe wurden zerstört, Herden getötet oder gestohlen. Darüber hinaus wandelte sich das Leben Zehntausender vertriebener Afrîner in der Fremde in die Hölle.

Das ist nur ein schwacher Eindruck dessen, wovon Erdogan behauptet, dass es ein Krieg sei, der dem Volk von Afrîn Frieden bringen würde. Ironischer Weise galt Erdogans Angriff gerade jenen Menschen (SDF), die als Teil einer internationalen Koalition ISIS Dorf für Dorf zurückgedrängt hatten und den Kampf in das zentrale Gebiet  des „Islamischen Staates“ getragen hatten, wobei sie Tausende ihrer Kämpfer verloren, während sie diesem „allgemeinen Übel“ des IS in der Wüste von Dar es Zor an die Wurzel gingen.

 

3. Die Region von Shehba und ihre größten Orte und Gebiete

Im Norden von Aleppo liegt das flache Plateau von Shehba, berühmt nur für seine flachen Ebenen und für den Anbau von Weizen, Petersilie, Erbsen und Bohnen. Shehba hat 4 größere Städte, jede mit einem zentralen Hauptort und ca. 70 Dörfern. Die größeren Städte Shehbas:

1) Tell Rifat, größter Ort in Shehba mit einer Bevölkerung von ca. 7.000 vor dem Exodus aus Afrîn. Heute leben etwa 40.000 Menschen innerhalb von Tell Rifat, die meisten davon sind Vertriebene aus Afrîn.

2) Fafin: Die Bevölkerung von Fafin mit seinen Dörfern vor der Vertreibung betrug gerade mal annähernd 10.000 Menschen. Heute gibt es etwa 50.000 Vertriebene, die in Fafin-Stadt und den Dörfern und Höfen seiner Umgebung registriert sind.

3) Ahras: Die Dörfer von Ahras sind: Umm Hosh, Kafr Nasih, Tell Qarah, Harbel. Die gegenwärtige Bevölkerung in diesem Gebiet beträgt nach der Vertreibung etwa 30.000.

4) Kafer Naya. Dort sind etwa 30.000 vertriebene Menschen aus Afrîn.

Die kriegszerstörten Ortschaften und Dörfer der Shehba-Region waren in einem miserablen Zustand, die Infrastruktur war weitgehend kaputt, Landminen und Splitterbomben lagen überall herum.

 

4. Der Aufbau von Flüchtlingslagern in Shehba, um die vertriebenen Menschen unterzubringen

Flüchtlinge und Inlandsvertriebene (IDPs), die in einem bestimmten Gebiet eintreffen, lassen sich gewöhnlich auf verschiedene Art und Weise nieder: einige konzentrieren sich auf unbesiedelte Flächen und bilden Lager, andere werden von lokalen Gemeinschaften (ländlich oder städtisch) aufgenommen. Am 20. März 2018 wurde das Berxwedan-Camp (Camp „Widerstand“) ziemlich überstürzt  und spontan in der Nähe der Stadt Fafin errichtet. Danach wurde ein anderes Camp in Susin errichtet, das Camp Serdem = „Zeitspanne“, während ein spezielles Camp, das Afrîn-Camp, auf ihren eigenen Wunsch hin für die Nomaden gebaut wurde, sodass sie ihre eigenen Besonderheiten beibehalten könnten. Kürzlich wurde ein weiteres Camp nahe dem Dorf Ziarate in Sherawa aufgebaut (das Camp „Rückkehr“), um Neuankömmlinge zu beherbergen, die vor „ethnischer Säuberung“ und Verfolgung in Afrîn fliehen.

Schätzungsweise 140.000 Flüchtlinge bewohnen unzulängliche, baufällige Häuser in vormals  entvölkerten Städten und Dörfern über die Region Shehba verstreut. Gleichzeitig sind ungefähr 16.000 Flüchtlinge in 4 Camps.

Es gab immer viele Diskussionen darüber, ob der Aufbau von Camps eine akzeptierbare Variante darstellt, oder ob es besser wäre, lokale Gemeinschaften, die die große Mehrheit der IDPs aufgenommen haben, mit den vorhandenen Mitteln zu unterstützen.

Eine schlecht geplante Flüchtlingsansiedlung ist eine der krankmachendsten Umgebungen überhaupt. Die mangelhafte Unterbringung (ohne entsprechendes Obdach) bedeutet, dass die Bevölkerung jeglicher Privatsphäre beraubt und fortwährend den Elementen des Wetters (Wind, Regen, Kälte u.s.w.) ausgesetzt ist.

 

5. Gefährdete Afrîn-IDPs und der Winter

Wenn der Winter hereinbricht und die Temperaturen fallen, sind Flüchtlinge, einschließlich der IDPs, in aller Regel die am stärksten davon Betroffenen. Ihnen wurde der Schutz eines Zuhauses genommen und sie leben oftmals in provisorischen Notunterkünften. Die frostigen Temperaturen, Regen- und Schneestürme, die über viele Gebiete der Erde im Winter hinwegfegen, so auch über Shehba nördlich von Aleppo, bedeuten eine weitere Herausforderung für die IDPs aus Afrîn in ihrem Kampf ums Überleben. Um abzusichern, dass Familien vorbereitet sind, um den Winter zu überstehen, der hier von November an kritisch wird, sind eine frühe Planung und Vorbereitung wesentlich, um in der Lage zu sein, eine genügende Ausstattung bereitzustellen, bevor Zehntausende vertriebener Menschen, die bereits unter Entbehrungen leiden, den frostigen Temperaturen ausgesetzt sind.

Aber es ist tatsächlich fast eine unlösbare Aufgabe (mission impossible) für die lokale kurdische Verwaltung, rechtzeitig die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, angesichts der fehlenden Finanzierung und der nahezu Nichtbeachtung der Menschenrechte der Afrîner IDPs durch die internationale Gemeinschaft sowie wegen logistischer, politischer und geographischer Zwänge. Winterkälte ist ein gnadenloser Feind, dem man nicht entkommt.

Verletzliche Afrin-Flüchtlinge sind dem Winter ausgesetzt ohne ausreichende Ernährung, Heizmaterial oder Kleidung, obwohl sie immer und immer wieder sehr sparsam mit dem Wenigen umgegangen sind und eine große Widerstandskraft  (Resilience) gezeigt haben in ihrem Bemühen darum, die Familien zu schützen.

Aber es gibt etwas, dem sie nicht ausweichen können, das sind fallende Temperaturen, Schnee und Starkregen, wenn die bittere Winterkälte die Region von Shehba ergreift. Dieses ungewöhnlich feuchte und kalte Wetter war verheerend für die vertriebenen Menschen, die alles verloren haben. Dann brach eine bessere Jahreszeit an; der Winter war fast vorbei.

Aber ein Ende des Elends fern des besetzten Zuhauses und der geraubten Höfe ist nicht in Sicht. Es ist eine Zeit der Unsicherheit für viele Flüchtlinge und von Vertreibung betroffener Menschen, die erleben mussten, wie kalt und nass dieser Winter gewesen ist. Aber es hatten einfach nicht alle die Mittel, um ihr Obdach wetterfest zu machen oder auch nur Heizöl für ihre Öfen und warme Kleidung für sich und ihre Familien zu kaufen. Schon eine Decke und warme Kleidung kann einen Unterschied machen. Starkregenfälle und Überflutungen haben Zerstörungen in Camps und Häusern angerichtet.

Am 20. Dezember 2018 zum Beispiel trafen starke Regenfälle das Gebiet von Shehba und führten zu Fluten, die Häuser und Zelte der vertriebenen Menschen wegspülten. Im Dorf Hasin östlich von Fafin wurde das Gelände von Regenfluten überschwemmt, die beträchtlichen Schaden anrichteten. Verstört wie sie waren, standen die vertriebenen Menschen unter Schock, als ihre Unterkünfte, Läden und Straßenbuden unter Wasser standen. Lazgin klagte mit Trauer in seinen Augen und einem Kloß in der Kehle: „ich habe alles verloren“, als sein Altkleiderladen mit Wasser und Schlamm angefüllt war.

100 Meter entfernt war ein Haus, das 3 Familien als Unterkunft gedient hatte, überschwemmt von einem Sturzbach, der das Tor eingedrückt und ihr Matratzen, Decken und Matten überspült hatte. Mit Tränen in ihren Augen erzählte uns Shirin, Mutter von 5 kleinen Kindern: „Wir waren im Hof gefangen, als das Wasser uns bis zu den Knien reichte; die Nachbarn mussten ein Loch in die Mauer machen, durch das wir uns retten konnten.“ Auf der Straße sah ich Kinder in Flipflops durch die Schlammlöcher waten, während Männer und Frauen versuchten, ihre Habseligkeiten aus dem Schlamm zu retten.

Ich sah eine alte Frau, die außerhalb der gefluteten Unterkunft ihres Sohnes saß, wie sie ihre Hände gen Himmel erhob und sich bei Gott beklagte: „Als ob Erdogan und seine Banditen nicht ausreichen uns zu töten, muss sogar noch dein Regen seinen Ärger auf uns herablassen. Was haben wir denn getan? Mein Gott! Warum quälst du uns?“, stöhnte sie.

 

6. Vom Winter verursachte Krankheiten in der kriegszerstörten Region Shehba

Derzeit gibt es 4 Camps , die 16.000 Menschen beherbergen. Nothilfe ist weiterhin viel geringer als erforderlich. Aus diesem Grund werden mehr Mittel besonders dafür benötigt, Hilfen für IDPs zur Verfügung zu stellen, zumal immer noch mehr Familien erwartet werden wegen der Verfolgung in Afrîn.

Im „Afrin-Krankenhaus“ (in Fafin, Anmerkung des Übersetzers) wurde uns gesagt, dass diese einst verlassenen Städte und Dörfer eine gesundheitsgefährdende Umgebung darstellen. Häuser ohne Türen  und Fenster, notdürftig mit Lumpen verhangen,  zerschlissene Decken werden hier häufig als Vorhänge oder Gardinen genutzt. Hier ist es inzwischen normal geworden, dass 5 bis 6 Familien in einem kleinen Haus mit ungenügender Sanitäreinrichtung zusammengepfercht leben.

Viele vertriebene Familie im gesamten Gebiet von Shehba leben in unzureichenden Behausungen wie zusammengezimmerten Hütten, Zelten, teilweise zerstörten Gebäuden oder mit vielen anderen Familien gemeinsam ohne Privatsphäre und ohne Zuflucht vor dem herannahenden Winter, der die Region Shehba treffen wird. Das gefährdet ernstlich das Leben von schutzbedürftigen IDPs, die lebensgefährlichen Gefahren ausgesetzt sind wie frostigen Temperaturen, Schnee, Kälte und Wind.

Unter solchen Bedingungen sind viele Menschen im letzten Winter an Entkräftung gestorben. Ohne sofortige medizinische Maßnahmen könnte Grippe ein großer Killer gegenüber verletzlichen Menschen sein. Menschen über 65, Schwangere, Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes, Polio, Nierenerkrankungen und chronischen Lungenkrankheiten sind einem besonders hohem Risiko ausgesetzt. Krankenhausberichte zeigen, dass einige ernsthafte Gesundheitsprobleme durch kaltes Wetter verstärkt wurden.

Grippe und Erkältungskrankheiten nahmen hier eine führende Position ein. Durchschnittlich suchen immer noch täglich 2.100 Patienten das Krankenhaus hier und die Stützpunkte des Kurdischen Roten Halbmonds zur Behandlung auf.  Viele dieser Fälle benötigen (eigentlich) eine Krankenhauseinlieferung nach Aleppo, was aber andererseits eine Menge Geld erfordert und eine Einwilligung von Seiten der Syrischen Sicherheitskräften an den Checkpoints; beide Bedingungen sind nur schwer zu erfüllen. Die, die anfällig sind für Influenza, haben im letzten Winter an einer schweren Grippe gelitten oder sind sogar daran gestorben. Ärzte sagen, Influenza verursacht  Fieber, Husten, Halsschmerzen, Muskelschmerzen, starke Kopfschmerzen und Ermüdung. Außerdem werden andere Krankheiten wie Asthma, Arthritis und Bronchitis durch Grippe verschlimmert.

Andere winterbezogene Krankheiten, die hier auftreten, sind Norovirus oder die Winter-Brech-Wanze (? winter vomiting bug), trockene Haut, Menschen mit Arthritis leiden unter extrem schmerzenden und steifen Gelenken. Herzanfälle und Magengeschwüre und Hepatitis treten in diesen Tagen auch häufiger auf wegen der Winterdepression, Mangelernährung und verschmutztem Wasser.

„Mit dem Fehlen von Grippeimpfungen und dem Mangel an anderen notwendigen Medikamenten haben wir im letzten Winter viele Menschenleben verloren und neben dem Wintereinbruch haben wir noch einen anderen furchtbaren Feind hier – Leishmaniasis (Aleppo-Beulen, parasitäre Hautkrankheit, Anmerkung des Übersetzers), wobei einige Gebiete hier in Shehba die Brutstätte dieser epidemischen Pest sind“, sagt Pharmazeutin Angella Rasho, Korektorin des Kurdischen Roten Halbmonds, die darüber berichtet, wie sehr es ihren Apotheken an Medikamenten und Injektionen mangelt, um Leishmaniasis zu bekämpfen. 500 Menschen, zumeist Kinder, sind gegenwärtig von dieser Plage betroffen.

Viele schutzbedürftige Flüchtlinge haben all ihre Ersparnisse erschöpft , um während der letzten 12 Monate der Vertreibung (seit März 2018, Anmerkung des Übersetzers) am Leben zu bleiben, während sie sich entscheiden mussten zwischen Lebensmitteln, Heizöl oder Winterkleidung für ihre Kinder und sich selbst. Einige von ihnen sind inzwischen völlig verzweifelt, obwohl die kurdische Verwaltung alle versucht, um Lebensmittelpakete, Heizöl, Strom, Wasser und tägliches Brot kostenfrei zu verteilen.

Psychosoziale und Umweltfaktoren erschweren die Situation zusätzlich, besonders für Kinder in Zeltschulen in den Camps und anderen kriegsbeschädigten Schulen in den Dörfern, die entweder teilweise zerstört sind oder die Spuren brutaler Kämpfe zeigen. Afrins Kinder wurden zu Zeugen des Schreckens der Invasion von Afrîn, wie der Zerstörung ihrer Häuser, dem Tod von Eltern und Geschwistern, Nachbarn und Freunden. Da Kinder immer noch unter dem psychosozialen Trauma des Krieges leiden, berichten Eltern über Symptome tiefer Verstörung und Angst, einschließlich Schlafstörungen, Weinen, Bettnässen, Erschöpfung, sozialem Rückzug und Phobie. Außerdem registriert der Kurdische Rote Halbmond einen Zuwachs an Suizidfällen unter jungen Frauen wegen Depression, Verzweiflung und den harten Bedingungen des Lebens in Camps oder in anderen Flüchtlingsunterkünften.

 

7. Vorbereitungen auf den Winter

Das Vorbereitungsprogramm auf den letzten Winter beinhaltete: Verteilung von Winterausrüstung, Baby-Milch, Lebensmitteln, Öfen und Heizöl durch die lokale kurdische Verwaltung. Aber während die Bemühungen weitergehen, werden mehr Mittel benötigt, um die Bedürfnisse von Hunderttausenden gefährdeten IDPs aus Afrîn abzudecken hier und an anderen Orten. Besonders die türkische Invasion in die Gebiete östlich des Euphrats gefährdet die Möglichkeiten der kurdischen Administration erheblich, den Shehba-Flüchtlingen Hilfe und Mittel sowie Heizöl zur Verfügung zu stellen.

Über 60.000 gefährdete Familien erhalten täglich Brot, alle 2 Monate ein Lebensmittelpaket, kostenlos Strom und Öl zum Heizen von der lokalen kurdischen Verwaltung, die die Hilfe von den Gebieten östlich des Euphrats bringt. Es ist erwähnenswert, dass 90 Prozent der IDPs von Afrîn außerhalb der Camps leben und viele Flüchtlinge außerhalb der Camps noch dringender Unterstützung bedürfen.

Wer braucht am dringendsten Hilfsgelder und Lebensmittelpakete?

Was jetzt am dringendsten gebraucht wird sind Lebensmittelbüchsen für arme Familien mit behinderten Familienmitgliedern. Die Alten und Gebrechlichen benötigen auch Hilfsgelder, um Winterkleidung, Gemüse und Obst zu kaufen. Familien mit kleinen Kindern brauchen auch Hilfsgelder, um „Taschengeld“ zu haben für ihre Kinder zu Hause und in der Schule, für zusätzliche reichhaltige Ernährung wie Käse, Butter, Joghurt, Eier und Marmelade. Sogar 50 $ pro Familie machen schon einen Unterschied und helfen, das Leben kranker Flüchtlinge zu erleichtern, die sich ängstlich und niedergeschlagen mitten im Nirgendwo befinden, besonders die in Zelten oder arme Familien, die kein Geschäft oder Einkommen hier haben.

Sie leben in Zelten aus leicht brennbarem Plastikmaterial. Das ist kein geeigneter Ort für Heizen im Winter. Und es kommen immer wieder neue Flüchtlinge hinzu, die vor der Gewalt und der Gesetzlosigkeit in Afrîn unter den türkischen kriminellen Islamisten und Turkmenischen Brigaden fliehen. Elend wie sie sind, haben die Neuankömmlinge nichts als die Kleidung auf ihrem Leib und keinen Ort, an dem sie ausruhen könnten.

Heizöfen, Öl und Unterkünfte wurden von der kurdischen Verwaltung erneut bereitgestellt. Und vom Syrisch-Arabischen Roten Halbmond und wenigen anderen Hilfsorganisationen, die mit SARC zusammenarbeiten, wurde auch ein kleiner Teil an Hilfe zur Verfügung gestellt. Es hat buchstäblich geholfen, die größte Not dieser harten Winterzeit in Shehba zu lindern. 13.000 Schultaschen wurden an die Zeltschulkinder in den Camps hier verteilt und an alle anderen Schulen in Shehba.

Diesen Schulen hier mangelt es an den meisten Materialien, die jede normale Schule besitzen sollte, wie Schulbänke, Tafeln, Schuluniformen und natürlich Winterbekleidung. Der Kurdische Rote Halbmond spart keine Mühe, um den Schulkindern alle nötige Hilfe zu leisten, aber der Mangel an Mitteln und Spenden stellt uns vor zusätzliche Hürden.

 

8. Benötigte Unterstützung

Vertriebene Menschen benötigen ihren täglichen Grundbedarf. Während die kurdische Verwaltung fast alles bereitstellt, genügt es aber nicht, um den Bedarf der Schwachen, der Kranken und der Kleinen der ärmsten Familien zu decken.

 

9. Wege der Umsetzung der Spenden in die Unterstützung der IDPs in Shehba während des Winters:

1) Herausfinden der Bedürftigsten: Wir identifizieren Personen, die am meisten gefährdet sind durch die Kälte und die Witterung, insbesondere unter Älteren und Kindern, um sicherzustellen, dass sie notwendige Hilfe erhalten.

2) Durch das Verteilen von finanziellen Beihilfen, Kleidung, Lebensmitteln und anderen grundlegenden Hilfsgütern.

3) Durch Wetterfestmachen und Isolierung von Unterkünften.

4) Finanzielle Beihilfen, damit sie sich dringend benötigte Dinge kaufen können wie Propangas zum Kochen und warme Kleidung sowie Gemüse und Obst.

5) Lebensmittelkörbe für die ärmsten Familien.

6) Den bedürftigen Kranken zu Medikamenten zu verhelfen, die sie sonst nicht erhalten können.

7) Hilfsgelder für Gebrechliche, die eine Operation benötigen.

8) Wir helfen christlichen Afriner Familien.

 

Spenden Sie an „SOS Afrîn“, um das Leid der Flüchtlinge aus Afrîn in Shehba zu lindern!

Mit Ihrer Hilfe können wir den Afrîner Flüchtlingen geben, was wir uns für uns selbst und unsere Liebsten (in so einer Situation) wünschen würden.

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Wir dienen hier vor Ort in Shehba den bedürftigsten Menschen, aber wir können es nicht tun ohne Ihre großzügige Unterstützung.